Mit dem Hochwasser der Mosel zu leben, das war für die Einwohner in Lieser eine Selbstverständlichkeit. Am schlimmsten traf es hierbei die Anlieger im Unterdorf, die in regelmäßigen Abständen von den Wassermassen heimgesucht wurden. Das „Jahrhunderthochwasser“ 1993 zeigte aber der Politik und den zuständigen Behörden, dass der Bau eines Schutzdammes für die Substanz und die Entwicklung der Gemeinde unerlässlich sein würde.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Anlieger relativ entspannt mit der fast jährlich wiederkehrenden Situation umgegangen. Das 93er Hochwasser aber verursachte Schäden, die in vielen Bereichen existenzbedrohend waren.
130 betroffene Gebäude machten klar, dass eine Lösung gefunden werden musste, die die Anwohner vor dieser Gefahr schützt.
Um einen Hochwasserschutz des Ortskerns zu erreichen, musste auf einer Länge von einem Kilometer eine Schutzanlage mit einer Höhe von bis zu 4,50 m errichtet werden. Die beste Lösung erwies sich in vielerlei Hinsicht, die Trassenführung des ehemaligen Bahndammes als Deich mit einer Untergrundabdichtung zu nutzen. Ergänzt wurde dies durch mobile Schutzelemente sowie einem großen zentralen Durchlass im Bereich der Einfahrt zum Ortskern.
Die Arbeiten hierzu begannen im November 1998 mit der Abtragung des alten Bahndamms und der Vorbereitung der Deichtrasse. Ab dem Frühjahr 1999 erfolgten das Rammen der Spundwand und der teilweise Aufbau des Deichkörpers.
Bereits ein Jahr später wurde nach weitgehender Fertigstellung der Hauptbauwerke das Pumpwerk ausgerüstet und die Versorgungsanlagen installiert. Im Juli 2000 wurden die mobilen Elemente geliefert und in einem Probedurchlauf aufgebaut.
Nach einer Bauzeit von 22 Monaten waren die Arbeiten analog des geplanten Zeitraumes im Sommer 2000 abgeschlossen. Die Gesamtkosten für das Bauwerk betrugen rund 20,5 Mio. DM. Es bietet jetzt einen Schutz auch für solche Ereignisse, die statistisch gesehen nur alle 35 Jahre auftreten. Durch den vorhandenen Freibord bleibt die Ortslage auch von einem Hochwasser verschont, wie es an Weihnachten 1993 aufgetreten ist. Damals betrug der Pegel Trier 11,28 m.
Mit dem Bau des Hochwasserschutzes wurden auch Straßenbau- und Dorferneuerungsmaßnahmen durchgeführt. Nach den ergänzenden Arbeiten am Kanalnetz konnte auch der Bereich des Marktplatzes neu gestaltet werden.
Alle verbundenen Maßnahmen steigerten die Lebens- und Wohnqualität in der Ortsgemeinde erheblich und förderten die positive gemeindliche Entwicklung des Wein- und Ferienortes.